Autor: Mathis Bayerdörfer | Chefredakteur ROBOTIK UND PRODUKTION

Phase 3 für Cobots

Laut Robotikverband IFR sind im Jahr 2019 rund 18.000 Cobots in MRK- und Leichtbauanwendungen in den Betrieb gegangen. Das ist zwar nur ein kleiner Bruchteil der insgesamt verkauften Roboter, zeigt aber: Cobot-Technologie ist praxistauglich und wird von den Anwendern immer besser angenommen. Diesen Trend belegt auch der regelmäßig in ROBOTIK UND PRODUKTION erscheinende Themenschwerpunkt zu MRK. Nicht zu übersehen, wächst parallel zur Nachfrage auch das Angebot auf dem Markt. Vor allem die großen Anbieter legen aktuell nach.
Wenn man von Cobot-Anbietern der ersten Stunde spricht, darf man drei Namen nicht unerwähnt lassen: Kuka, ABB und Universal Robots. Alle haben sie Pionierarbeit geleistet, keine Frage. Allerdings mit sehr unterschiedlichen Ansätzen.

Phase 1

Kuka hatte sich dem Thema MRK und Leichtbau ursprünglich als Partner in einem DLR-Projekt angenommen. Die daraus hervorgegangene Kinematik entwickelte man anschließend in eigener Regie zum LBR iiwa weiter. Nach bester Kuka-Manier wurde dem Markt auf der Automatica 2012 ein Hightech-Cobot präsentiert – vollgepackt mit smarten Features, aber dadurch leider auch sehr teuer. ABB ging die Sache mit einem Zweiarmroboter an: anfangs noch unter dem Namen Frida, später als Yumi. Er war schon allein aufgrund seiner Leichtbaukonstruktion und Arbeitsgeschwindigkeit vollkommen ungefährlich für Menschen in der unmittelbaren Umgebung. Deswegen mussten Anwender aber deutliche Abstriche in puncto Leistung machen.
Alle Cobots auf einen Blick
In Sachen Flexibilität kann die direkte Zusammenarbeit von Mensch und Roboter gewichtige Vorteile bringen. MRK-Lösungen sind zwar noch längst nicht in jedem industriellen Unternehmen angekommen. Aber die Einsatzmöglichkeiten wachsen und es kommen immer mehr Cobot-Modelle auf den Markt. Um den Anwendern einen Überblick zu verschaffen, erscheint in ROBOTIK UND PRODUKTION regelmäßig eine Auflistung aller verfügbaren Cobots und deren Anbietern.  Und natürlich gibt es auch auf der all about automation Cobots zu sehen.
Bild 1: Die zweite Generation an Cobots heißt bei ABB Gofa und Swifti.
Als dritter Cobot-Wegbereiter rollte Universal Robots das Feld quasi von hinten auf. Das dänische Unternehmen setzte auf ein schnörkelloses Design sowie ein pragmatisches Konzept: unkompliziert und günstig. Diese Kombination kam gut an. Schließlich war das Anwendungsfeld für Cobots damals noch eine Spielwiese, auf der es galt, viel auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln – möglichst einfach und ohne großen Invest.

Phase 2

Kuka versuchte in den folgenden Jahren beim Preis nachzujustieren und speckte schließlich den LBR iiwa zum LBR iisy ab. ABB setzte den Yumi öffentlichkeitswirksam in Szene: als montierendes Messeexponat, als Helfer im Krankenhaus und sogar als Dirigent eines Philharmonieorchesters. Doch in die praktische Erprobung und Anwendung ging aber vor allem die UR-Serie. So sind die Cobots von ABB und Kuka bis heute Exoten in der Fabrik – selbst Modelle von Followern wie Franka Emika oder Techman Robots trifft man dort häufiger an.

Phase 3

Nun, da sich die Testphase für Cobot-Technologie langsam dem Ende zuneigt (UR hat mittlerweile über 50.000 Leichtbauroboter verkauft), nehmen die Branchengrößen ABB und Kuka neuen Anlauf. ABB hat die Expertise im Konzern u.a. mit der Übernahme von Gomtec ausgebaut und sein Cobot-Portfolio jüngst um die Kinematiken GoFa und Swifty erweitert. Das Leistungsmanko von Yumi soll dabei – mit hohen Traglasten und hohen Verfahrgeschwindigkeiten – komplett ausgeräumt werden. Kuka zeigt auf der virtuellen Hannover Messe im April erstmals eine neue Softwareumgebung, die auf Cobot-Anwendungen abzielt. Der Fokus liegt auf Easy-to-use – zweifelsfrei der Türöffner für die neue Art von Robotern, wie sich herausgestellt hat.
Mittlerweile haben auch alle anderen großen Roboteranbieter, z.B. Fanuc, Mitsubishi oder Yaskawa, eigenentwickelte MRK-Lösungen im Angebot. Zudem gibt es eine Menge weiterer Player auf der Cobot-Bühne, wie die Marktübersicht von ROBOTIK UND PRODUKTION belegt (siehe Kasten). Und auch aus technologischer Sicht ist noch Luft nach oben. So hat Neura Robotics gerade den nach eigenen Angaben weltweit ersten kognitiven Cobot vorgestellt – inklusive Spracherkennung und Gestensteuerung. Ob Marktführer Universal Robots als Antwort auf diese Entwicklungen noch ein Ass im Ärmel hat – wenn ja, welches und wann wird es gezogen? Es bleibt spannend.    (mby)
Bild 2: Maira von Neura Robotics wurde als erster kognitiver Roboter vorgestellt.

Mathis Bayerdörfer

Chefredakteur ROBOTIK UND PRODUKTION

in Kooperation mit unserem Premium Medienpartner ROBOTIK UND PRODUKTION

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